Gesundheitsstadtrat Dr. Raml: Partielles Systemversagen im niedergelassenen Bereich führt zu drohendem Kollaps in Spitälern

150 Personen in Notfallambulanz zeigen Fehler im System auf

„Seit Jahren steigert sich ein partielles Systemversagen im niedergelassenen Bereich und das auf Kosten unserer Spitäler, deren Personal und vor allem der Patienten. Die Krankenhäuser sind durch steigenden Zulauf in die Ambulanzen am absoluten Limit. Wenn, wie erst kürzlich passiert, 150 Personen eine Notfallambulanz aufsuchen, von denen tatsächlich nur fünf eine stationäre Behandlung brauchen, dann zeigt das einen klaren Fehler im System. Ähnliche Fälle wurden mir auch schon aus dem Kinderspital berichtet. Einer Vielzahl dieser Patienten hätte ein niedergelassener Arzt gezielter helfen können. So trägt das Ganze aber nur zur weiteren Be- und Überlastung der Spitäler bei“, erklärt der Linzer Gesundheitsstadtrat Dr. Michael Raml. Er unterstreicht daher zum wiederholten Mal seine Forderung an die Österreichische Gesundheitskasse, den niedergelassenen Bereich mehr zu unterstützen.


Die Spirale rund um die Überlastung unserer Krankenhäuser dreht sich noch weiter: „Es ist jedenfalls auch zu hinterfragen, warum in Oberösterreich ganze zehn Prozent der vorhandenen Spitalsbetten gesperrt sind. In anderen Bundesländern ist dieser Anteil deutlich kleiner, wie die heutige Medienberichterstattung aufzeigte. Wir brauchen endlich einen Kurswechsel, um den drohenden Spitalskollaps zu verhindern“, stellt Raml klar und ergänzt abschließend: „Ich danke allen Ärzten und Pflegekräften, die trotz vieler widriger Umstände eine hervorragende Arbeit leisten. Die Gesellschaft und Politik kann sich aber nicht erwarten, dass das ewig aufrechten zu halten ist, wenn nicht endlich die Ressourcen bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden.“

Malesevic: Schleichende Deurbanisierung im Franckviertel stoppen

Das Viertel entwickelt sich bautechnisch positiv, verliert aber immer mehr lokale Leistungsanbieter wie Banken und Ärzte

Das Franckviertel etabliert sich immer mehr als attraktive Wohngegend. Manche Wohnbauprojekte wie das „Wimhölzel – Hinterland“ werden gerade verwirklicht. Weitere Projekte wie der „Trinity Park“ am ehemaligen Nestle-Gelände oder das Wohnbauprojekt zwischen Ginzkey- und Füchselstraße sehen einer Umsetzung entgegen. Trotz dieser wichtigen Bauprojekte kämpft das Viertel immer mehr mit einer schleichenden Deurbanisierung:  Für die Stadtteilqualität wichtige Infrastruktur, wie die Banken oder Hausärzte ziehen sich immer mehr aus dem Viertel zurück. Zuletzt kündigte die örtliche Sparkasse an, ihre Filiale im Oktober zu schließen: „Die Entscheidung der Sparkasse, ihre Filiale zu schließen, ist für mich schwer nachvollziehbar. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass in wenigen Jahren gegenüber der aktuellen Filiale viele neue Wohnungen entstehen werden, und somit der Bedarf nach einem Bankinstitut steigen wird. Aus Sicht der Bank mag es zwar zutreffen, dass die Wirtschaftlichkeit einzelner Filialen zu wünschen übriglässt, aber in wenigen Jahren schon werden hunderte potenzielle Kunden in das Franckviertel ziehen. Mit einer Filiale direkt im Viertel, hätte die Sparkasse eine bestmögliche Ausgangsposition für die Zukunft“, so der freiheitliche Gemeinderat und Obmann der FPÖ Franckviertel/ Kaplanhof Zeljko Malesevic.

Malesevic kritisiert, dass die Bankinstitute die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung generell zu wenig beachten: „Auch im Kaplanhof hat die Sparkasse inzwischen ihre Filiale völlig auf Digital- bzw. Bankomatbetrieb umgestellt, und nicht jeder Pensionist kann mit den Besonderheiten des Online-Bankings umgehen. Gerade für diese Bevölkerungsgruppe wäre es enorm wichtig, dass Bankinstitute zumindest einmal in der Woche für ihre Kunden vor Ort eine Bankberatung anbieten würden“, schlägt Malesevic vor.

Malesevic hofft, dass im Rahmen des kooperativen Verfahrens zum Wohnbauprojekt am ehemaligen ÖBB-Areal im Franckviertel auch über diese Themen beraten wird: „Ich begrüße den Zugang der GWG, die Anrainer in Form eines kooperativen Verfahrens bei der Projektgestaltung einzubinden. Es ist besonders wichtig, dass dieses Projekt von Anfang an als ein großes Ganzes gedacht wird und alle Stakeholder gemeinsam daran arbeiten können. Die begleitende Infrastruktur muss dabei von Anfang an mitgedacht und mitgeplant werden.  Die zukünftigen Bewohner werden auch Lebensmittelgeschäfte, medizinische Versorgung, eine Bank, und Weiteres brauchen. Daher ersuche ich die GWG und alle Beteiligten schon jetzt ernsthafte Gespräche mit den Bankinstituten, mit der ÖGK und mit anderen wichtigen Stakeholder zu führen. Rechtzeitige und nachhaltige Planung würde uns allen viele Probleme in der Zukunft ersparen“, so Malesevic.

Gesundheitsstadtrat Dr. Michael Raml: Anstellung von Ärzten in leerstehenden Ordinationen durch ÖGK kann nur Übergangslösung sein

Um flächendeckende Versorgung zu garantieren, muss kurzfristig gehandelt aber auch langfristig strategisch gedacht werden.

Wo lange die Kassenarztpraxis leer steht, sollen bald Mediziner auch stundenweise einspringen können, so aktuelle Pläne der Österreichischen Gesundheitskasse. Vorerst sollen über das Pilotprojekt „Ärztebereitstellungsgesellschaft“ neun Standorte in Wien und Niederösterreich bedient werden. „Auch in Linz ist der Ärztemangel längst angekommen. Immer mehr Linzer finden kaum mehr einen Hausarzt, auch Kinderärzte fehlen. Die Idee der ÖGK über eine „Ärztebereitstellungsgesellschaft“ dem Ärztemangel kurzfristig entgegenzutreten, ist vielleicht tatsächlich eine Übergangslösung, um die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten erfüllen zu können. Ohne einer ordentlichen politischen Diskussion und ohne festgelegtes Ende dieser Maßnahme halte ich das insgesamt aber für nicht unproblematisch. Mittel- und langfristig muss die ÖGK ihrer Rolle als strategischer Partner der Gesundheitspolitik und der Ärzteschaft gerecht werden und nicht zur Personalleasingfirma für Gesundheitsberufe verkommen“, so der Linzer Gesundheitsstadtrat Dr. Michael Raml. 

„Wir brauchen eine nachhaltige Lösung des Ärztemangels, bei der die Bedürfnisse der Patienten und Mediziner entsprechend berücksichtigt werden. Dazu gehört eine leistungsorientierte Honorierung, wie es in jedem privat geführten Unternehmen selbstverständlich ist. Die ÖGK war jedoch bisher nicht in der Lage, mit den Ärzten eine vernünftige, einheitliche Honorarbasis zu finden. Das treibt viele Mediziner weg von Kassenverträgen und hin zum Wahlarztmodell.“ Jetzt den Spieß umzudrehen und die niedergelassenen Ärzte als Leistungserbringer zu Angestellten des öffentlichen Kostenerstatters zu machen, berge bei längerer Anwendungsdauer im Sinne der Patienten auch Gefahren. Dürfen Ärzte dann auch weiter frei entscheiden, was sie im Sinne des Patienten verordnen oder sage die ÖGK von vorneherein, was bezahlt wird und was nicht. Man müsse alle Auswirkungen einer solchen „Notlösung“ bedenken, stellt der Linzer Gesundheitsstadtrat klar.

Gesundheitsminister soll endlich aktiv werden und mit der ÖGK einen Masterplan zur Sicherung der Patientenversorgung durch niedergelassenen Ärzte erarbeiten.

„Seit vielen Jahren warne ich vor dem Problem des Ärztemangels in Linz und in ganz Oberösterreich. Niedergelassene Haus- und Fachärzte werden immer weniger. Diese Situationen belastet in erster Linie die patientennahe medizinische Versorgung, aber auch die Spitäler“, so Raml. Das gefährde die medizinische Versorgungssicherheit und erzeuge hohe öffentliche Kosten. 

„Seit Jahren widme ich mich der Stärkung der Struktur der niedergelassenen Ärzte, versuche Anreize zu erarbeiten, um einerseits junge Ärzte im eigenen Land halten zu können und andererseits Strukturen aufzubauen, mit denen man Patienten ideal versorgen kann.“

Ein vernünftiger bundesweiter Honorarkatalog seitens der ÖGK gehöre da genauso dazu, wie eine ordentliche Lösung in der Frage von Hausapotheken. Eine moderne Ambulanzlösung um eine effiziente Aufteilung zwischen Versorgung in Spitälern und bei niedergelassenen Ärzten gehöre zu seiner Forderungsliste, wie auch ein Überdenken der Studienplatzregelung für österreichische Medizinstudenten. 

„Ich habe Modelle zur kommunalen Bindung von Ärzten erarbeitet und zahlreiche Gespräche mit Patienten, Ärzten und Gesundheitsökonomen geführt, um mir ein umfassendes Bild zu machen. Wir haben in Linz mit dem Gesundheitsindikator einen eigenen Kompass für unseren gesundheitspolitischen Weg entwickelt und sind die ersten, die zum EU-Cancerplan2040 einen klaren Vorstoß unternommen haben, wie man die Ziele vielleicht doch noch erreichen kann. Bei aller Kreativität und Kraft der Stadt Linz brauchen wir dennoch von der Bundespolitik mehr Engagement im Bereich Gesundheitspolitik als 4,8 Milliarden Euro für Corona-Tests.“ Kurzfristig muss ich aus der Not heraus jede Verbesserung für die Patientenversorgung nehmen, die mir angeboten wird, mittelfristig aber lasse ich weder eine Zerstörung des freien Berufes Arzt, noch eine Notlösung als Dauerlösung für die Patienten zu, so Raml abschließend.